Corona-Gewinner Logistikbranche

Zweite Corona-Welle – kein Grund zur Sorge für Akteure der Logistikbranche? Denn immerhin verzeichnete die Logistik im Gegensatz zu Unternehmen anderer Branchen einen Gewinnzuwachs während der andauernden Krise.

Die Gründe hierfür sind vielfältig. Der ohnehin schon aufgrund der Digitalisierung boomende Onlinehandel wurde durch die Schließung von Geschäften zusätzlich angekurbelt. Gleiches wird wohl für die nächsten Wochen zu erwarten sein, sollte der „Lockdown-Light“ im Dezember vom Bundestag verlängert werden. Bereits während der ersten Corona Welle kristallisierte sich ein erhöhter Bedarf nach Lagerflächen heraus. Waren, die durch das Stocken internationaler Lieferketten gestrandet sind, mussten irgendwo sicher verwahrt werden, bis eine Auslieferung wieder möglich wäre. Durch das Schließen von Gastronomiebetrieben erhöhte sich zeitgleich die Notwendigkeit vieler regelmäßiger Restaurantgänger sich zu Hause selbst versorgen zu müssen. Konsequenz? Lebensmittel in den Supermärkten verkaufen sich in größerem Ausmaß, so dass Betreiber von Lebensmittelmärkten ihre Bestände aufstocken mussten – mehr Lagerfläche musste her.

Ähnliches ließ sich auch bei Produzenten beobachten. Produzenten müssen auf stockende Märkte reagieren und dies führt zwangsläufig zu einer (zumindest teilweisen) Einlagerung von Waren.

Ebenfalls zu beobachten ist eine vermehrte Regionalisierung. Internationale Lieferketten sind extrem anfällig für Leistungsstörungen. Es wird vermehrt auf regionale Produkte gesetzt, die den Bedarf nach Konsumgütern jedoch nicht alleine werden decken können. Dies führt de facto auch zu einer vermehrten Vorratshaltung und damit einer steigenden Nachfrage nach Lagerflächen. Diese Entwicklungen betreffen insbesondere systemrelevante Güter aus den Bereichen der Medizin und Pharmazie.

Was bedeutet dies für die Immobilieninvestments? Logistik-Aktien sind begehrter denn je und Investoren sind sich einig, dass die Nachfrage nach Lagerflächen, die Logistikimmobilien immer attraktiver macht. Im 2. Quartal dieses Jahres lag der Anteil des Investmentvolumens in Logistikimmobilien bei 15%. Innerhalb der letzten 10 Jahre hatte sich dieser verdoppelt. Laut JLL wurden bereits vor Corona 2,3 Milliarden in Logistikimmobilien investiert. Dies sei ein historischer Höchstwert (manager magazin Stand April 2020). Kunz von Colliers geht noch einen Schritt weiter und bezeichnet die Logistik als „die Highstreet des Jahres 2021“ (ImmobilienZeitung Stand April 2020).

Corona verstärkt also möglicherweise einen Effekt, der auch vor der Krise zu verzeichnen war und beschleunigt eine Entwicklung, die die Logistik zum einem der wenigen Gewinner der Krise macht. Aber auch nach Corona entsteht möglicherweise ein Lerneffekt von langfristiger Dauer. Um im Falle einer erneuten Krise Lieferengpässe zu vermeiden, wird der Bedarf nach Lagerflächen wachsen. Corona zeigt Investoren die Attraktivität von Logistikimmobilien auf und wertet sie insbesondere im Vergleich zu anderen Immobilien-Assets massiv auf.